Das Skeleton-Projekt

Gedankenspiel von Erwin Krepp alias Skeleton Creep

Es ist so dunkel. Wo… wo bin ich? Moment. Wer bin ich? Was ist passiert?
Ich kann mich nicht bewegen! Ich… es… es geht einfach nicht!
Ich kann so schlecht atmen! Mein Herz schlägt schneller!

 

Beruhige dich. Komm erst einmal runter und versuch, dich zu erinnern.
Wie ist mein Name? E… irgendwas mit E. Ernst? Nein. Ich kenne einen Ernst, aber ich heiße anders. E, e, e… ERWIN! Ja! Mein Name ist Erwin Krepp!

 

Langsam kommt alles wieder. Ich bin Forscher in einem Institut. Ich gehöre der Plague an. Nein, ich bin nicht nur Forscher – ich bin leitender Kommandant der gesamten Forschungseinrichtung. Ja. Ja!
Wir haben versucht, etwas gegen die Sterblichkeitsrate unserer Soldaten zu entwickeln. Eine Möglichkeit, sie trotz Kampfunfähigkeit weiterkämpfen zu lassen. Genau.

 

Wie weit war ich schon? Ich weiß. Wir haben uns auf ein organisches Exoskelett konzentriert, um die Bewegungsabläufe besser zu kontrollieren. Das Muskelwachstum und die Regeneration standen ebenfalls im Vordergrund. Wir waren schon so weit.

 

Was ist passiert? Ich weiß noch, wie ich ein gutes Dutzend Probanden entgegennahm. Stimmt ja – ich konnte es kaum erwarten, die neuen Mutagene auszuprobieren, und habe die Hälfte von ihnen gleich injiziert. Aber was dann? Was ist dann passiert? Die Probanden… hat es funktioniert? Komm schon! Erinnere dich!

 

Es sollte etwas mit dem Knochenwachstum passieren. Hat es das?
Ich… ich… ja! Jetzt fällt es mir wieder ein! Die Mutagene haben hervorragend funktioniert! Die leblosen Körper der toten Soldaten hatten begonnen, eine zweite Skelettstruktur über ihren Körper zu bilden. Ihre Verletzungen haben geheilt, und alles – nur bewegen taten sie sich nicht. Sie waren ja immerhin tot.

 

Ich weiß, dass ich Angst hatte. Aber vor was schon wieder? Ich hatte Bedenken, dass ihn meine Arbeit nicht zufriedenstellen würde. Ihn? Wem?
No… Noma! Ja genau! Dieser lausige Amateur hatte Glück, dass er einen Rang höher ist als ich, sonst hätte ich ihm schon lange meine Meinung gegeigt. Doch das hat nichts zur Sache. Erinnere dich.

 

Die Mutagene haben weitgehend gut funktioniert, doch um den Körpern wieder Leben einzuhauchen, musste ich in die Trickkiste greifen. Ich hatte noch eine Ladung neurokinetische Zig-Teilchen, von denen ich mich bisher ferngehalten hatte. Doch die sollten mir nun ihren Nutzen erweisen.

 

Ich hatte die Teilchen auf die Knochensubstanz der Probanden geprägt, doch um sich zu bewegen, brauchten diese ein funktionstüchtiges Gehirn. Aber wo hatte ich so eines her? Wie würde ich die Befehlshaber davon überzeugen können, mir weitere Mittel zur Verfügung zu stellen? Nein, das würden sie nicht – nicht, wenn ich nichts vorzuweisen habe.

 

Ein Gehirn… woher nahm ich das? Moment. Ich! Ich habe mir die Zig-Teilchen selbst injiziert! Ich weiß alles wieder! Mein Gehirn! Ich hatte die Macht, Knochen mit meinem bloßen Willen zu bewegen und zu verformen! Die kinetische Fähigkeit hat mich übermannt und ich bin ohnmächtig geworden.

 

Aber wieso kann ich mich nicht bewegen? Mein Körper fühlt sich so merkwürdig an. Ich fühle mich, als wäre ich in einem Käfig.
Meine Augen… langsam erkenne ich leichte grüne Lichtblitze. Ja, sie passen sich allmählich an. Mein Herz – ich spüre, wie es unregelmäßig schlägt und gegen meine Brust drückt. Die Sicht wird klarer.

 

Klar. Ich habe wie immer meine Gasmaske auf – deshalb das grüne Licht. Aber sie sitzt so unglaublich fest. Sie drückt richtig gegen meine Schläfen und die Stirn. Es schmerzt.
Ich beginne, Umrisse zu erkennen. Ich bin am Boden, mitten in meinem Labor. Wieso zum Teufel kann ich mich nicht bewegen?! Es fühlt sich an, als würde ich eine Tonne wiegen.

 

Ich blicke durch die kreisrunden Gläser nach unten. Vor mir liegt ein Riesenberg Knochen. Es sieht beinahe aus wie… wie ein Brustkorb? Moment! BIN ICH DAS?!
Was zum Teufel ist passiert?! Ich wusste ja, dass die Zig-Teilchen einige Nebenwirkungen haben, aber das?! Das ist zu viel!
Ich… ich kann mich nicht bewegen! Ich will hier raus! ICH WILL HIER RAUS!!!

 

 

 

Was ist passiert? Wie lange war ich weg? Meine Brust schmerzt. Ich spüre, wie erschöpft mein Herz ist.
Ich muss ruhig bleiben. Was passiert ist, ist passiert. Wenn dieser riesige Brustkorb wirklich meiner ist, dann muss ich ihn auch irgendwie bewegen können.

 

Meine Muskeln sind schwach. Egal, wie sehr ich drücke und ziehe – ich komme nicht gegen diese knöcherne Schale außenrum an.
Aber wenn die Zig-Teilchen eine derart große Nebenwirkung haben, sollte die Hauptwirkung ja erst recht funktionieren. Ich sollte also Knochen mit meinem Willen bewegen können – auch meine eigenen.

 

Ruhig. Ganz ruhig. Blick auf deinen Körper. Wähle ein Ziel. Ja – die Rippe da vorn. Kannst du sie spüren?
Sie bewegt sich! Ja! Sie bewegt sich. VERDAMMT, TUT DAS WEH! Ich hab sie mir einfach rausgerissen! Mit meinem bloßen Willen.

 

Was ist das? Der Schmerz lässt bereits nach… und… das gibt’s doch nicht! Die Rippe ist schon nachgewachsen! Das ist unglaublich! Sagenhaft! Es funktioniert!

 

Jetzt muss ich nur noch üben. Vorsichtig. Nimm dir Zeit. Versuch, deinen Brustkorb zu heben.
Mist! Die Rippen brechen einfach viel zu schnell! Wenigstens tut es nur kurz weh.
Wieso fange ich eigentlich an meiner Brust an? Die Wirbelsäule sollte doch das ganze Gerüst halten.

 

Konzentrier dich. Schließe die Augen und konzentrier dich auf dein Rückgrat.
Du schaffst das. Beuge es langsam nach vorn… Es klappt! Ich kann mich nach vorne lehnen.

 

Oh je. Wenn ich meinen Körper so ansehe, muss ich schon fast lachen. Einen Schönheitswettbewerb gewinne ich wohl nicht mehr – aber eitel war ich ohnehin noch nie.
Gut, das habe ich geschafft. Meinen Kopf drehen… ist das überhaupt möglich? Dieses Knacken hat sich nicht so gut angehört. Aber es heilt ja wieder. Und Rundumblick habe ich jetzt auch.

 

Ich sehe die verknöcherten Leichen auf den Tischen. Da fällt schon eine zu Boden – ich habe doch kaum daran gedacht! Es ist wirklich bemerkenswert, wie gut das Serum funktioniert hat.
Na los. Steht auf. Unglaublich. All die leblosen Körper bewegen sich einwandfrei und kommen auf mich zu.

 

Ihre Gesichter – sofern man sie so nennen kann – sind ziemlich hässlich und verknorpelt.
Naja, was soll's. Sind ja ohnehin tot. Na los. Helft mir. Ich will aufstehen…